„Nachtzeit, spätes Heraustreten aus den Zimmern, kein Drängen soll sein, kein Gedanke anschlagen.
Die stillen Nachtstunden, in denen nichts passiert, nur soviel wie in den unkontrollierbaren Welten der Träume, in den Labyrinthen der Wünsche, nur das es keine Handlung gibt. Da ist immer noch Licht, das Moment des Wachens in allen Bildern, Bühnen des Abwartens. Warum kein tiefes, schweigendes Dunkel?
Es soll schwarz sein, still sein. Gefechtspause.
Eine Kunstpause in jener unaufschiebbaren Realität. Keine Nacht, die nicht eine durchwachte wäre. Maschinenvibration nah und fern, Nebengeräusche und Rauschwellen im eigenen Körper, Reiz auf Reiz, Schlaflosigkeit, Tanz, Unruhe und Angst selbst in neongrauen Nachtnebeln.
Die Erwartung, die der Stille inneliegt, eine ausgedehnte Zeit. Sehnsucht nach einem Frieden, der den nächsten Tag auf ewig verschiebt, sein hartes Licht, seine uneinlösbaren Forderungen. Diese nächtliche Spannung, die den ungewissen Morgen, den grellen, unerbittlichen Strahl schon vorwegnimmt.
Ruhe soll sein. Gottesruhe - alle Hütten, Gebete, Seufzer und Stromnetze atomisieren sich dann und steigen langsam nach oben. Elektrisches Licht brennt neben den Flächen, die der Schein des Mondes trifft. Sterne leuchten aus der Ewigkeit. Beruhigungsmittel, Bildschirme, Texte, verhangene und schimmernde Fenster unter den gefärbten Wolken der Städte und Felder. Antidepressiva, Sedativa, Wachsamkeit, Gegenwärtigkeit, Auszehrung. Vollautomatische Kontrolle aller Systeme bis auf aller Tage Ende.
Ein Wachen im Schlaf. Die Stunde, wo die Diebe kommen. Die Stunde der großen Gefahr oder die Stunde der Erlösung. Beides kann in eins fallen, aber das Wichtigst ist, nicht schlafend angetroffen zu werden.
Die Ablenkungen abtöten, und schon davon kommt Übermüdung.
Was für ein Schlafsaal inmitten einer auf unbestimmt erwachten Welt."