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du hörest sein sausen wohl

Vorschlag für eine temporäre Intervention

eingereicht für das Kunstprojekt 2017 / Ausschreibungstitel: „Ich bin so frei“

für die Zionskirche in Worpswede

 

Im Johannesevangelium 3/8 gibt Christus Auskunft über die Freiheit des Geistes:

Der Wind bläset wo er will, und du hörest sein Sausen wohl; 

aber du weißt nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt. 

Also ist ein Jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.

 

 

- Ein Lüftungsgerät mit ausreichenden Kapazität (ca. 3000m3) wird in der Nähe der

Kirche installiert und mittels Schläuchen unsichtbar (hinter dem Altarraum) an die

Kirche angeschlossen. Die Lüftung darf nicht hörbar sein.

- In Abständen von ca. 5-10 min, wird die Luftrichtung geändert, so dass leichter

Unterdruck und leichter Überdruck im Innenraum der Kirche wechseln.

Es enstehen Luftzüge, Windstöße, die beim Eintreten und beim Herausgehen aus

dem Kirchenraum den Besucher leicht hereinziehen oder hinausschieben.

Ist die Tür geschlossen, ist der Luftzug nicht spürbar.

Ein Luftzug an der Tür ist ggf. hörbar.

 

Wenn die Türe geöffnet wird, bewegen sich nicht fest installierte Elemente

leicht im Raum: die Vorhänge neben der Kanzel, der Altarbehang, Stern und Schiff,

aufgeschlagene Buchseiten etc. Einige wenige Fenster, Klappen oder Türen werden

so präpariert, dass sie auf- und zuschlagen können, ohne dabei Schaden zu

erleiden.

 

 

Mit diesem minimalen Eingriff sollen die Unsichtbarkeit, die Anwesenheit und die

Unvorhersehbarkeit des Geistes, der weht wo und wie er will, weil er eben frei ist,

in einer plötzlichen, körperlich spürbaren Form erfahren und symbolisiert werden.

Auch der Mensch ist frei und doch unterworfen: er kann sich ziehen lassen, er kann

gezogen werden, er kann gedrängt und verstoßen werden, er kann bleiben und gehen,

er kann sich widersetzen und kann sich tragen lassen. Er ist, wie Luther sagt,

ein freier Herr über alle Dinge und niemanden untertan und zugleich ein Knecht aller

Dinge und jedermann untertan. Ob es Christus ist, der ihn zur Freiheit befreit, und der

ihn im selben Moment ebenso zur Knechtschaft in der Freiheit des Geistes berufen

kann, dies für sich zu entscheiden mag der menschlichen Freiheit höchstes Maß sein.

 

 

 

 

 

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