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Meine Quelle

Meine Quelle 1 Jan Stradtmann
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Ausgehend von dem Quelle-Versandhauskatalog wird ein in Typografie und Erscheinung ähnliches Katalogheft erstellt. Modell dieses Katalogs ist der Künstler mit all seinen Habseligkeiten. Alle Gegenstände sowie Keidung etc., d.h. alle vorhandenen Dinge, die sich im Besitz des Künstlers befinden, werden präsentiert. Zu jedem Objekt gibt es Angaben zu Herkunftssort, Erwerbssart, Erwerbsjahr sowie dem Erwerbspreis. Durch ihre Nutzung scheinen die Gegenstände individuelle Eigenschaften gewonnen zu haben, sie sind aber größtenteils Massenware. Ihr oft unkonventionelles in-Besitz-gekommen-sein: gefunden, geschenkt, selbstgemacht oder second hand, zeigt einen Lebensentwurf der unzeitgemäß anmutet. Der Katalog spiegelt zugleich die Situation kurz nach der Wende: Wohnungen und Fabriken in Leipzig und ganz Ostdeutschland wurden schlagartig verlassen oder aufgegeben. Ganze Wohnungs-Einrichtungen und Ausstattungen wurden zurückgelassen. Aus diesen Hinterlassenschaften konnte man sich seine Wohn- und Arbeitsorte zusammenstellen. Allein in Leipzig standen 60.000 Wohnungen leer. In den 2000er Jahren wurden ca. 15.000 Wohnungen (Platte und Altbau) und hunderte Fabrikgebäude abgerissen. 

So wie Sparsamkeit, Mehrfachnutzung, Reparatur und Lagerung eines jeden Dinges, welches späterhin noch Nutzen bringen könnte, Merkmale eines Lebens in Mangelumständen waren, das ich von Großeltern und Eltern (DDR - Zeit) vorgelebt bekam, so wird genau diese Art des Umgangs mit materiellen Dingen nun wieder notwendig werden, wenn wir demnächst, notgedrungen, die Überflussgesellschaft (repräsentiert durch die Warenhausangebote) wieder aufgeben werden müssen.